Vorherbestimmung und Zufall

Umso brutaler also wirkte auf ihn die ›Ordnung‹ des Dritten Reichs: in seinen Schriften spricht ohne Unterlass der enttäuschte Humanist, der sich dennoch nicht seiner Hoffnung berauben lässt. Lems Helden sind der bestehenden Gesellschaft gegenüber fremd, benehmen sich fast äußerlich zu ihr, einzig der Zwang hält sie dort fest, sodass sie ihr nicht zu entrinnen vermögen: so ist etwa Lems vermutlich populärster (Anti-)Held Ijon Tichy in den unmöglichsten Situationen gefangen, stets durch die Verkettung ungünstiger Umstände mit nicht vermeidbarer Zwangsläufigkeit: das Gros der Abenteuer Tichys wird mit dem allgemeinen Einverständnis über dessen Unersetzbarkeit in Fragen der anstehenden Herausforderung eingeleitet. Lem macht deutlich, dass dem Protagonisten widerfahren muss, was ihm widerfährt. Exemplarisch ist Tichys Rolle als wiederkehrender Vertreter der menschlichen Vernunft, wenn er am Futurologischen Kongress teilnimmt, um dem allgemeinen Wahnsinn rationaler Zukunftsplanung mit mürrischer Haltung beizuwohnen oder in Der Flop sogar als aktiver Part an gattungserhaltenden Forschungen teilnimmt. Bemerkenswert ist, wie weit Lem den Widerstand des Einzelnen selbst in diesen absurden Szenarien noch zulässt, indem er ihn nicht nur darstellt, sondern ausdrücklich betont.

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