Sonate, que me veux-tu?

Adorno hat an verschiedenen Stellen den Gedanken exponiert, die Musik sei im Sinne einer materialen Formenlehre zu interpretieren. Der Terminus mag unglücklich gewählt sein, weil einer solchen Lehre die Dynamik des Gegenstandes entgleiten würde, sobald sie eben zur Lehre sich verfestigte. An der Idee ist aber festzuhalten. Oberste Priorität hat die Beobachtung, dass die große Musik – wie gelungene Kunst überhaupt – nicht in dem Immanenzzusammenhang aufgeht, den sie konstruiert, sondern dass sie diesen Immanenzzusammenhang an gewissen Stellen aus ihrer eigenen Dynamik heraus transzendiert. Der wichtigste Charakter, die wichtigste Formkategorie, die am Gegenstand zu entwickeln ist, ist die der Erfüllung, die als ein musikalischer Zustand beschrieben werden kann, in dem die »Frage aller Musik«: »wie kann ein Ganzes sein, ohne daß dem Einzelnen Gewalt angetan wird«, für einen Augenblick beantwortet erscheint, bevor der Spieler oder Hörer sich wieder daran erinnert, dass es nur Musik war, in der ein solcher Zustand aufblitzte.

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