Genau an dieser Stelle setzt – und das macht die Sache jetzt außerordentlich gefährlich – nicht etwa die Analyse ein: wie erkläre ich dieses Grauen, woher rührt es, wie komme ich an das heran, was es erzeugt? Sondern umgekehrt, hier, genau an dieser Stelle, setzt die Faszination ein: dieses Grauen bekommt eine Sogwirkung wie nur je irgendeine Bewegung, die mich als Subjekt in sich aufgehen läßt und mir damit plötzlich die Faszination zeigt, subjektlos zu werden, indem sie mir die Subjektlast abnimmt. Dieses Grauen arbeitet mit Versatzstücken der uralten Geschlechtermythologie, was ebenfalls alle einschlägigen Filme und Horrorgeschichten lehren, und dieses Grauen geht über die Stellen, an denen es direkt zubereitet wird, hinaus in eine allgemeine, die Gesellschaft unserer –westlichen – Welt öffentlich überdeckende Katastrophenfaszination. Das zeigt sich in der Verwandlung des Lebens in Ereignisketten, in der Massenpresse, die eine Katastrophenberichterstattung ist, aber nicht Berichterstattung, sondern eigentlich Evokation bedeutet, bis hin zu einer dieses alles als halb mythologisch, halb ontologisch legitimierenden Ereignisphilosophie.
Da sehe ich die große Gefahr. Nicht in der Wiederaufwärmung, sondern darin, daß das nicht eigentlich Wiederaufwärmbare – weil es eine andere Qualität der Bedrohung ist, der man sich in dieser Mythen-Wiederaneignung nicht stellt – eben nicht diesen widerspruchsvoll-mythologischen Charakter behält, sondern als faszinierendes, als lustbereitendes, als sozusagen großes mythologisches Speisesakrament genossen wird. Das ist der Punkt, an dem ich finde, daß es für eine Aufklärung heute wichtig ist, sich über Mythenfaszination zu unterhalten.