Produktionsspionage in Sachen Erinnerungsgeschäft

Eine andere Art, wie sich der neue Erinnerungstrend manifestiert, zeigt sich in der fortschreitenden Beteiligung der Museen an der ›Globalisierung der Erinnerung‹ und an internationalen Erinnerungstrends. Am deutlichsten wird dies in Chinas Auseinandersetzung mit dem Holocaust, auf den die Museen nun sowohl in den Musealisierungstechniken als auch in der musealen ›Erzählung‹ Bezug nehmen. Seit kurzem taucht die Geschichte der jüdischen Flüchtlinge aus Shanghai in den Museen zum ›Widerstandskrieg‹ auf, zusammen mit einer Vielzahl chinesischer ›Schindler‹ beziehungsweise einzelner Chinesinnen und Chinesen, die den Verfolgten des Naziregimes zur Flucht verhalfen. (Es ist hier auch darauf hinzuweisen, dass als ›Schindler‹ im chinesischen Museum auch eine Frau bezeichnet wird, die hauptsächlich politischen Gefangenen und nicht Juden half.) Dies geschieht im Museum in einer spezifischen Weise, die China in die Rolle des ›Retters‹ rückt, die Erfahrungen der Flüchtlinge in Shanghai im Gegensatz zu vielen Erfahrungsberichten glorifiziert und zugleich jeden weiteren Kontext des Holocaust in Europa, vor dem sie geflohen sind, ausblendet.

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