Es ist hier nicht der Ort, der Frage nachzugehen, ob Freud sich in allen Winkeln seines Werkes auf erweisbare historische Befunde stützen konnte. Hier kommt es allein auf seine grundstürzende Entdeckung an: dass die aus der Tradition oder anderen Quellen erinnerten Ereignisse mit Erinnerungsspuren der psychoanalytisch erhellbaren Individualgeschichte eines jeden Einzelnen in der Weise koinzidieren, dass sich der Mord als das gemeinsame Dritte zeigt, sei es als verdrängte Tat oder als verdrängter Wunsch. Beide treffen in der Erfahrung des Einzelnen auf die Kastrationsdrohung, in der sich die Kontinuität der Gewalt als Attribut der Souveränität in der Geschichte und im Individuum erhält. Dass Christus den Mordwunsch gegen den Vater unüberbietbar radikal ausagieren konnte, indem er sich ohne jedes Schuldgefühl selbst ermordete, lässt ihn aus den zahlreichen Glaubensgeschichten als den Erblasser einer im Innersten narzisstischen Philosophie hervortreten, die in Hegel ihren Höhepunkt und im Kapital als Inbegriff realer Abstraktion und Selbstzerstörung der Gattung ihre falsche Wirklichkeit fand.