Werbung. Die Metropole teilt die Zugewanderten in Expats und Migranten. Die meisten Expats, die in der Regel die Theorie mitbringen, kommen aus Großstädten der westlichen Hemisphäre, deren Anteil schwarzer Bevölkerung deutlich höher als etwa in der deutschen Hauptstadt ist – in Europa ein Resultat des Kolonialismus, in den USA eines der Sklaverei. Die verschwindend geringe jüdische Bevölkerung in Zentral- und Osteuropa, die den Mord überlebte, hat symbolische Bedeutung. Auch in der Erinnerungslandschaft ist sie ein städtisches Phänomen. Mit dem Wirtschaftswunder kam die Arbeitsmigration. Sie sollte fortsetzen, was das System der Zwangsarbeit ermöglichte: die anderweitig beschäftigten Deutschen in der Produktion zu unterstützen. Das postkoloniale Milieu belächelt die heutigen Deutschen. Sie erscheinen ihnen als zivilisatorisch zurückgeblieben, obgleich sie wissen, dass ihre eigene Weltgewandtheit auf der des Kolonialismus und des Sklavenhandels aufruht. Sie haben recht. Weltgewandtheit wird simuliert. Kaum ein Werbeclip kommt in Deutschland heute ohne die Ausstellung von Diversität aus, während die gesellschaftliche Oberfläche sich nach dem Vorbild der Werbung verwandeln soll. Vielleicht hilft es ja. Niemand braucht dabei die Juden: sie sind eine Erinnerungspflichtübung, sie fallen aber nicht ins Gewicht. Ihre Kaufkraft ist irrelevant, Identifikation mit ihnen unheimlich. Geflüchtete Schwarze bleiben in Deutschland Gegenstand der Anthropologie, sie sind keine Figur der Erinnerung. Sie erscheinen dem Blick des Alltags als Verstreute, Nomaden. Kulturell Interessierte mögen in ihnen die geheimnisvolle Kraft suchen, mit der sie vermochten Wüste und Meer zu überqueren. Wie in der Vergangenheit erscheint ihr Potential nur rohstoffgleich. Werbung macht man mit BIPoCs, mit auf diese Weise ausgezeichneten Nichtweißen, die, weil sie Mehrwert versprechen, in Subjekte der politischen Ökonomie verwandelt wurden.