Jargon der politischen Ökonomie

Ein funktionierender National- und Sozialstaat, die vielbeschworene Normalität, bringe weniger Antisemiten hervor als ein zerfallender, der seine Grenzen nicht schütze. Eben dieses Motiv aber bringt seinerseits – wenn es den Jargon der politischen Ökonomie spricht, statt sich ihrer Kritik unterziehen – ganz selbsttätig das Feindbild hervor: ›Globalisten‹, die den funktionierenden National- und Sozialstaat unterminierten, denen also zugeschrieben wird, was in Wirklichkeit den vom Kapitalverhältnis gesetzten Zusammenhang von Nationalstaat und Weltmarkt ausmacht. Stattdessen wäre zumindest alles ›realpolitische‹ Gewicht – wenn man schon anders nicht mehr denken kann – auf die akkurate Denunziation zu legen, dass die inoffizielle Staatsräson von Merkel & Co., aber ebenso von Strache & Co., sowie nicht wenige der Stiftungsideen von George Soros auf die Unterminierung Israels hinauslaufen. Die politisch ökonomischen Voraussetzungen der Souveränität des jüdischen Staats und der Hegemonie der USA zu reflektieren, ist aber ebenso unnötig, will man den Nahen Osten bloß als moralische Anstalt betrachtet wissen, in der die EU-Länder eines Besseren belehrt werden sollen. Dem neuesten Eurozentrismus der Bahamas ist es offenbar gleichgültig, was vor Ort geschieht … So wie die Identifikation mit Trump eben nur erfolgt, um aufzutrumpfen, aber nicht, um sich – wie in einer »Gegenidentifikation« (Manfred Dahlmann) – die Bedingungen der US-Hegemonie vor Augen zu führen.

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