Doch solchen Fragen stellt Löwenthal sich nicht, für ihn sind Hamsuns Romane allein deswegen keine Kunstwerke, weil in ihnen die Versöhnung positiv nicht vorkommt. Stattdessen spricht er von Desorientierung, »müder Resignation«, gar von »soziale[m] Defätismus«. Besonders deutlich wird das etwa, wenn er Eduard Bernsteins Rezeption des Hamsunschen Werks lobt. Der deutsche Sozialdemokrat schreibt, dass Hamsun abzulehnen sei, weil in seinen Romanen nicht lebendige Menschen dargestellt, sondern Stimmungen gestaltet würden, die mit auf Emanzipation gerichteten Tendenzen nicht das Geringste zu tun hätten. Bernstein will also unmittelbar politische Kunst und formuliert ein letzten Endes geradezu banausisch gegen Avantgarde und Abstraktion im Allgemeinen gerichtetes Ressentiment, weil diese den Leser von der richtigen Politik abhielten. So schreibt er, Hamsuns Werk zeuge »von einer starken Neigung zu verzerren und den Leser zu foppen … Und wenn die Abgerissenheit der Gespräche, die Abgerissenheit der Szenen, die Abgerissenheit der ganzen Handlung des Romans – soweit von Handlung überhaupt die Rede sein kann – nicht in der Blasiertheit oder Nervosität des Verfassers wurzeln, so sind sie jedenfalls sehr geeignet, den Leser nervös und blasiert zu machen.«
Literatur soll also keinen Schock versetzen und nicht nervös machen, sondern Mut, Hoffnung und Zuversicht spenden sowie auf politische Notwendigkeiten hinweisen. Auch wenn Löwenthal das so explizit nicht selbst schreibt, so zitiert er dennoch Bernstein zustimmend, bei dem alle Zutaten des sozialistischen Realismus schon versammelt sind, was erneut darauf hinweist, dass sein Kunstbegriff letzten Endes doch auch auf etwas abzielt, das Adorno als engagierte Kunst bezeichnete und kritisierte. Dementsprechend äußerte Adorno sich Horkheimer gegenüber auch kritisch zu Löwenthals Hamsunaufsatz: »Was die Arbeit von Löwenthal angeht, so ist mir wenig wohl zumute. Er handhabt die übernommenen Kategorien des dialektischen Materialismus in einer Weise, die der roten Tinte des Lehrers nicht ganz unähnlich sieht und mißt, ohne allen historischen Takt […] in einer recht vorschnellen Weise alles an seinen Begriffen von Materialismus. Dabei kommt dann eine Art Gemetzel heraus, bei der man das Gefühl hat, daß die hingemachten Opfer nur allzu leicht wiederauferstehen können.«