Wenn eine jede Revolutionstheorie in sich aporetisch ist, indem sie den historischen Prozess der menschlichen Befreiung gemäß einer erkennbaren Regel konstruiert und somit nach dem Vorbild eines Naturprozesses darstellt,96 dann muss diese Aporie sich auch in der konkreten Durchführung der geschichtsphilosophischen Konstruktion von Lukács nachweisen lassen. Da die aporetische Form der Revolutionstheorie sich prinzipiell nicht auflösen lässt, erscheint sie zwangsläufig als offener Widerspruch, der in der Begründung des revolutionären Subjekts nach der Seite der reinen Immanenz und nach der Seite der reinen Transzendenz auseinanderfällt. Lukács’ Versuch einer Schlichtung des Widerspruchs setzt zunächst mit der Kritik der Vorstellung ein, dass das ›Hineinwachsen in den Sozialismus‹ gleichsam naturwüchsig, ganz ohne Zutun der Subjekte, aus dem immanenten Prozess der Geschichte folge. Dagegen betont er die Notwendigkeit des revolutionären Bruchs, der die Einsicht der Subjekte in die Bewegungsgesetze des Kapitalverhältnisses ebenso voraussetzt wie die Einsicht, dass diese Bewegungsgesetze historisch entstanden, damit keine ewigen Naturgesetze, sondern durch kollektive Praxis prinzipiell abschaffbar sind.