Am 9. März 1921 erwähnt Löwenthal den Vortrag Soziologie der Psychoanalyse, den er auf Einladung von Bernfeld in Heidelberg halten solle. Das Thema des Vortrags ist nicht gesichert bekannt. Aus den inhaltlichen Schwerpunkten dieser Jahre und aus einigen Notizen Löwenthals lässt sich vermuten, dass es sich um eine verkürzte Form des 1922 veröffentlichten Beitrags zu Jacob Wassermanns Mein Weg als Deutscher und Jude handeln könnte. In den Monaten in Heidelberg spielen »jüdische Probleme«, insbesondere seine Kritik am »Assimilantentum«, ein »antiassimilantischer Impuls« eine zentrale Rolle. »Ja, mir ist heute erst klar, was ich an dem Assimilantentum damals gehasst habe. Nicht, dass sie als Juden genauso Menschen sein wollten wie andere auch, sondern weil sie gesinnungsmäßig Kapitalisten waren.« Beeinflusst durch Erich Fromm, Golde Ginsburg, Löwenthals neue Freundin und spätere erste Frau, und Ernst Simon engagiert sich Löwenthal bei der »Flüchtlingsstelle für ostjüdische Flüchtlinge« (1924/25), erst in Frankfurt, dann in Berlin, ein Engagement, dass der Familie Adorno nicht besonders zusagt: Löwenthal erhält Hausverbot bei Adornos. Diese Tätigkeit provoziert Kracauer und Adorno, einen Briefumschlag mit »Generaldirektion des Fürsorgeamts für Transzendentale Obdachlose« zu überschreiben, der nach Königsberg adressiert war. Eine Anspielung auf Georg Lukács’ Formulierung »Transzendentale Obdachlosigkeit« aus seinem Werk Theorie des Romans, das die Frankfurter kannten und sehr schätzten. Verfasst hatte Lukács dieses für Löwenthal wichtige Buch 1914/15 in Heidelberg. Mit seinem Freund und Kollegen aus dem Institut für Sozialforschung, Herbert Marcuse, wird er im amerikanischen Exil immer wieder auf diesen Band zu sprechen kommen.