Die Unmöglichkeit der Wahl im Angesicht der Katastrophe

Nicht frei jedoch ist der jüdische Linksintellektuelle in seiner Wahl, die ja keine ist, für Israel. Er ist angewiesen auf den Staat, der ihm potenzielle Zuflucht garantiert. Ist diese einzige Zufluchtsstätte von ihrer Auslöschung bedroht, gibt es keine Alternative als sich für Israel zu ›engagieren‹. »Wir, die wir als Träger jüdischen Schicksals – wir mögen Voll- und Glaubensjuden sein oder total assimilierte Atheisten – uns haben erkennen müssen, sind, seit Israel sich in Gefahr befindet, ausgeschlossen aus der Gemeinschaft, die gestern die unsrige war … [Der jüdische Linksintellektuelle] ist – seit sich die arabischen Armeen um Israel sammeln … seit davon gesprochen wird, die Israelis ins Meer zu stoßen – kein Linksintellektueller mehr, nur noch ein Jude.« Die an Sartre geschulte »Eigentlichkeit«, auf die sich Améry im letzten Satz von Zwischen Vietnam und Israel bezieht, ist bei ihm keine im Sinn des Jargons der Eigentlichkeit, sondern im Sinn genau dieses Satzes: »… nur noch ein Jude«. Amérys eigenem »idiosynkratischem Existenzialismus« gemäß ist die Eigentlichkeit eine negative – Erkenntnis der Todesdrohung.

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