Chantal Mouffes gemeinsam mit Ernesto Laclau erarbeitete ›postmarxistische‹ Theorie des Politischen ist derzeit der wohl meistdiskutierte Beitrag zum Thema Populismus. Mouffes und Laclaus Theorie stellt ein sowohl für den akademischen als auch den politischen und feuilletonistischen Diskurs attraktives Angebot dar: Sie gibt dem stets nach ›Paradigmenwechseln‹ und Neologismen hungernden akademischen Betrieb eine neue ›Beschreibung‹ der gesellschaftlichen Wirklichkeit; sie gibt der politischen Verunsicherung angesichts des vermeintlichen Scheiterns bürgerlicher wie kommunistischer Emanzipations- und Fortschrittsideen sowie des Untergangs ihrer Träger (des rationalen Individuums beziehungsweise der proletarischen ›Klasse für sich‹) einen ›kontingenztheoretischen‹ Ausdruck; sie bietet aber zugleich das Versprechen neuer politischer Handlungsfähigkeit, indem sie die mit Ohnmacht assoziierbare Kontingenz und ›Intransparenz des Sozialen‹ sowie das Fehlen des einen adressierbaren, politisch gestaltenden Subjekts als Möglichkeit neuer ›hegemonialer Projekte‹ und sozialer Bündnisse begreift. Dieses Versprechen politischer Handlungsfähigkeit ist besonders für eine Linke attraktiv, die sich von der pluralen Version einer neoliberalen Einheitspartei in den Metropolen abwendet und sich zugleich das Erstarken nationalistischer, autoritärer und faschistischer Kräfte erklären will, das unter dem Label des ›Aufstiegs des Rechtspopulismus‹ gerade in aller Munde ist. Beide Tendenzen – die ›There is no Alternative‹-Politik von Sozialdemokratie und klassischen Neokonservativen und das Erstarken der populistischen Rechten – werden insbesondere von Mouffe in einen ursächlichen Zusammenhang gebracht. Als Heilmittel empfiehlt sie eine ›antiessentialistische‹ linkspopulistische Strategie, die gegen ›die neoliberalen Eliten‹ und die völkische Rechte zugleich gerichtet sein soll.