Klaus Bittermann: Hat man einen Blick aufs Gesamtwerk, kann man vier Abschnitte erkennen. Den Pohrt aus den 1970ern, als er die Theorie des Gebrauchswerts schrieb und an der Uni in Lüneburg arbeitete mit den Seminarthemen über Jugendsoziologie, Émile Durkheim, über die »Aktualität des Faschismus«, Marx-Kontroversen. Parallel fing er an, an der Hochschule kleine Satiren und Pamphlete zu verfassen, das war auch die Zeit, als er die ersten Schubladentexte schrieb, die dann 1980 in seinem zweiten Buch Ausverkauf erschienen. 1980 hörte er mit seinem Job in Lüneburg auf, obwohl er gute Chancen auf einen Lehrstuhl hatte. Es begann seine Zeit als Kultur- und Ideologiekritiker, als er kurzfristige Berühmtheit erlangte. Das ging bis 1989, bis zum Einzug der Republikaner in den Berliner Senat. Im Vorwort zu Ein Hauch von Nerz begründete er, warum es in einer solchen Zeit nicht mehr ausreicht, den Betrieb mit brillanten Kritiken zu bereichern. Kurz danach öffnete die DDR ihre Grenzen und die Wiedervereinigung nahm ihren Lauf. In der dritten Phase erstellte er als Einmannuntersuchungsgruppe eine ganze Studie mit einem riesigen statistischen Aufwand und Fragebögen, die er an Verwandte und Bekannte schickte und die mir nicht sonderlich repräsentativ erschienen. Aber wie Pohrt selbst einmal irgendwo erwähnt hat, kennt man die Ergebnisse der Untersuchung, die man anstellt, in der Regel schon vorher, und es gehört ja auch zum modernen Mythos, wenn man so tut, als wüsste man nicht, worauf die Studie hinausläuft. Danach wurde er quasi der politische Chefkommentator von Konkret, und aus diesen Arbeiten entstanden Das Jahr danach und Harte Zeiten. Damit war Schluss, als Konkret 1993 einen umstrittenen Vortrag von Christoph Türcke auf dem Konkret-Kongress abdruckte, um »eine Versachlichung der andauernden Debatte zu ermöglichen«. Die Frage, die sich Türcke gestellt hatte: »Gibt es ein biologisches Substrat, das es gestattet, Menschenrassen in nichtdiskriminierender Absicht zu unterscheiden?«, war der Anlass für Pohrt, seine Mitarbeit bei Konkret zunächst einzustellen. Dann gab es eine fast zehnjährige Pause, in der er nur noch sporadisch veröffentlichte, bevor dann 2003 vom >Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus< eine Podiumsdiskussion mit Broder in Berlin organisiert wurde. Ein Desaster, wie Pohrt das selbst einschätzte. Es dauerte dann weitere fünf Jahre, bis er sich mit Kapitalismus Forever und Das allerletzte Gefecht zum letzten Mal zu Wort meldete.