Die Instanz, die in vorbürgerlichen Gesellschaften für die geistige Vermittlung der Individuen zu einer Gesellschaft verantwortlich war, und diese Rolle spielte hier die Moral, die Ethik, die Tugendlehre, die führt in der bürgerlichen Gesellschaft ja tatsächlich ein eigenartiges Schattendasein. Und weil das so ist, deshalb können ein Nietzsche und ein Heidegger überhaupt nur so viel Anklang finden, eine derartige Faszination auf die Bürger ausüben. Dass die Ethik irgendetwas für den Zusammenhalt dieser Gesellschaft leistet, ist ja tatsächlich eine pure Einbildung interessierter Kreise, die davon leben, dass sie für ihre theoretischen Absonderungen bezahlt werden. Die Rolle, die die Ethik in dieser Gesellschaft spielt, ist wirklich keine andere als die, dass sie im Nachhinein rechtfertigt, was die Märkte an Faktischem vorgegeben haben. Weder die Ethik noch der Staat oder das Gesetz synthetisiert die einzelnen Individuen in das Ganze: sondern diese Gebilde sind Ausdruck einer ganz anderen, für sich selbst vollkommen unsichtbar, das heißt abstrakt bleibenden Vermittlung: diese Wahrheit ist die gesellschaftlich tatsächlich gegebene Grundlage, von der aus die Existentialisten argumentieren. Für alle Probleme, mit denen wir uns herumschlagen, hat etwa Nietzsche eine einzige Antwort parat: Man muss aufhören zu glauben, das Befolgen der vom Christentum vorgegebenen Werte (insbesondere das Mitleid mit dem Mitmenschen, dessen Verfallsform dann für Nietzsche und Heidegger und Foucault der Humanismus darstellt) könnten irgendwie zur Problemlösung beitragen, im Gegenteil: sie sind die Ursache des Übels.