Es gilt, den Unterschied zu betonen, der zwischen einer auf einen Verein freier Menschen abzielenden Staats- und Demokratiekritik und faschistischer Verachtung für Parlament, Gewaltenteilung und gesellschaftlicher Vermittlung besteht. Agnoli hat die im Verfassungsstaat in aller Regel garantierten Freiheitsrechte nach dem Zweiten Weltkrieg stets hochgehalten und nicht zuletzt gegen die stalinistischen Teile der Linken in der Bundesrepublik verteidigt. Er stellt sich mit seinem Beklagen des Souveränitätsverlustes ›des Volkes‹ nicht in die Tradition von Carl Schmitt, die in der autoritär konzipierten ›direktdemokratischen‹ Rhetorik in und im Umfeld der AfD und ähnlicher Parteien heute auf die politische Bühne zurückkehrt, sondern in jene des radikaldemokratischen jungen Marx. Möglich wird das jedoch nur durch die weitgehende Ignoranz Agnolis gegenüber den geschichtsphilosophischen und revolutionstheoretischen Implikationen des nationalsozialistischen Zivilisationsbruchs, die in einem auffälligen Widerspruch zu seinen Ausführungen über das Fortwesen faschistischer Krisenlösungsmodelle steht.