Tobias Messerer

Tobias Messerer

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Information, Werbung und Zirkulation in der Plattform-Ökonomie

Heft 22, Sommer 2023 Essay

Es findet sich lediglich eine vage Vorstellung davon, was denn Digitalisierung überhaupt sein soll. Grundsätzlich werden zunächst alle Phänomene darunter subsumiert, die irgendwelche Tätigkeiten in den ›Raum‹ des World Wide Web oder zumindest auf Computer verpflanzen. Für eine Begriffsbestimmung muss jedoch die ›Digitalisierung‹ in ihrer Stellung zum kapitalistischen Warentausch untersucht werden. Das bedeutet, dass diese Erscheinungsformen mit den Kategorien der Kritik der politischen Ökonomie in Konstellation zu bringen wären. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, eine begriffliche Trennung von digitalisierter Ökonomie und Digitalökonomie vorzunehmen: Digitalisierte Ökonomie sei dadurch bestimmt, dass durch den Einsatz von Algorithmen als Datenverarbeitungsprozessen eine Effizienzsteigerung innerhalb eines Produktionsprozesses stattfindet. Als Digitalökonomie soll hingegen ein Geschäftsmodell der Zirkulation bestimmt werden, das Algorithmen als Datenverarbeitungsprozesse und eine sich damit einstellende Eigenlogik notwendig zur Voraussetzung hat. Aus dieser Eigenlogik bilden sich große Plattformen heraus, durch die diese Unternehmen erst einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Konkurrenten zur Entfaltung bringen können. Der Arbeitssoziologe Philipp Staab fördert zum Themenkomplex einer so verstandenen Digitalökonomie durchaus Lesenswertes zu Tage, ebenso der kanadische Autor – Koryphäe der angelsächsischen Linken – Nick Srnicek in einem schmäleren Buch. Interessierte Fehleinschätzungen hinsichtlich der Stellung der ›Information an sich‹ im Verhältnis von Produktions- und Zirkulationssphäre lassen beide jedoch nicht über eine Affirmation von Staat und bürgerlicher Gesellschaft hinausgehen.

Tobias Messerer

»Macht muss fließen«

Über Martin Saars Spinoza-Lektüre

Heft 16, Sommer 2020 Essay

Der Kampf aller gegen alle, gegen dessen Gewalt Hobbes’ Leviathan noch sein Gewaltmonopol ebenso drohend wie schützend aufbringt, wird im Staatsverständnis Saars, das von der zugrundeliegenden Gewalt der Staatsgründung nichts wissen will, einmal mehr hypostasiert: »Der anarchische Charakter der multitudo ist – paradoxerweise – der Grund, auf dem ein Staat zu errichten ist.« Saar redet einer Fragmentierung der Gruppen innerhalb der Staatlichkeit das Wort, ohne die Staatlichkeit selbst anzugreifen, ohne auch nur die geringste Ahnung, dass doch alle Gewaltgeschichte und Gewaltpotentiale im Kapitalverhältnis ihren Fluchtpunkt zeitigen.

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