Weder kann die Tradition weiterhin in eine hermetische Form von Gesetzen und Ordnungen gebannt werden, noch kann die neue Ordnung als völlig abgelöst von der alten gestaltet werden. Dieser ›Blick in beide Richtungen‹ tangierte also auch den Zionismus selbst, der »bei Agnon als ein zwar edles, aber zum Scheitern verurteiltes Unternehmen erscheint«. Anders als die heute literarisch, kulturell und politisch den Gegensatz von – dieses Mal als fortschrittlich deklarierter – Diaspora-Identität und – als veraltetes Konzept denunzierter – zionistischer Staatlichkeit propagierenden Kritiker Israels, wussten Agnon und seine Zeitgenossen aber genau, dass »freilich alles andere noch viel schlimmer, nämlich Lug und Trug ist.« Und anders als die aktuelle nostalgische Rückbesinnung auf das ›jüdische‹ Europa vor dem Holocaust, die auch die dritte und vierte Generation von Israelis erfasst hat, war den hebräischen »Klassikern« klar: »zu dem alten Leben gibt es in unserer Zeit, was immer seine vergangene Glorie gewesen sein mag, keinen Weg zurück.«