Was die Gegner der Ehe für alle als zentrales Argument anführen, ist die durch die Ehe gegebene Möglichkeit auch für homosexuelle Paare, Kinder zu adoptieren, und darüber hinaus eben auch wie heterosexuelle Paare auf die medizinischen und rechtlichen Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung, der Samenspende usw. zurückzugreifen. Was bei den betroffenen heterosexuellen Paaren jedoch nur noch wenig Protest hervorruft, wird bei den Homosexuellen zum Skandal und zum Generalangriff auf die Natur. Indem die Gegner der Ehe für alle diesen Nexus herstellen zwischen der Vorstellung, dass Homosexuelle heiraten können, und dem Schrecken, der von vielen mit dem medizinischen und technischen Fortschritt verknüpft wird, und indem sie damit den durch die Heirat Homosexueller drohenden Schrecken vor dem endgültigen Verlust alles wahrhaft Menschlichen und Sicherheit gewährenden im Leben beschwören, legen sie zugleich die Sehnsüchte der Mitte nach gesellschaftlichem Stillstand bloß. Dieser Stillstand wird als natürlicher Urgrund des Staats wie der Familie vorgestellt. Dass Staat und Familie gesellschaftlich hervorgebrachte und daher im vollen Wortsinn künstliche Institutionen sind, dieser Gedanke ruft Unbehagen hervor. An der Öffnung der Ehe für Homosexuelle bricht sich dieses Unbehagen eine neue Bahn.