Um sich mit den grauenvollen Terrorangriffen vom 7. Oktober auseinandersetzen zu können, braucht es einen Blick auf den Kontext, in dem sie stattfanden. Ausgegangen sind die Taten von einem Quasistaat in Gaza, in dem die Hamas tonangebend ist: Zwar fehlt ihr die Souveränität nach Außen – ein Staat in Gaza ist international nicht anerkannt und die Hamas bemüht sich auch nicht um diese Anerkennung. Sie verfügt über keine eigene Währung und kann damit keine eigene Finanzpolitik betreiben. Die Hamas ringt jedoch in festen Grenzen um die Herrschaft über den Küstenstreifen, sie stellt den Einwohnern des Küstenstreifens öffentliche Güter wie ein Gesundheits- und Bildungssystem zur Verfügung. Diese Quasistaatlichkeit wird in der weltweiten Debatte über ein Ende der zum Nahost-Konflikt verharmlosten antisemitischen Gewalt gerne ignoriert. Der Quasistaat im Gazastreifen basiert auf einer Rentier- und Racket-Ökonomie. Anders als andere nationale Rentierökonomien beruht diese nicht auf Ressourcen wie Öl oder Gas, die man mit verhältnismäßig geringem Aufwand fördern, exportieren und die so erzielten Gewinne unter dem geneigten Klientel verteilen könnte. Was die Hamas unter den Augen Israels in Gaza in den letzten Jahren unter die nationale Umma brachte, war die Entwicklungshilfe westlicher und die direkte Unterstützung arabischer und islamischer Staaten. Damit diese »sekundären Renten« fließen können, muss der latente Kriegszustand gegenüber Israel aufrechterhalten werden, das Elend in den palästinensischen Gebieten reproduziert und die Gewalt gegen den jüdischen Staat Israel ständig fortgeführt werden.