Die öffentlichen Fehltritte in Bezug auf den Holocaust zu Beginn dieses Jahres stehen scheinbar in keinem Zusammenhang, sie sind aber dennoch miteinander verknüpft. Der erste, die Entscheidung einer Schulbehörde in Tennessee, Art Spiegelmans Maus aus dem Holocaustcurriculum zu streichen, zeigt, wie in einem Schulbezirk konservative Entscheidungsträger den Holocaust als eine allgemeine, universelle Lektion betrachten, deren jüdische Aspekte bestenfalls unbequem sind und schlimmstenfalls zum kulturellen Zusammenbruch führen könnten. Der zweite Fehltritt, bei dem es um Äußerungen der Entertainerin und Sozialkritikerin Whoopi Goldberg geht, betrifft ebenfalls den Holocaust als universelle Lektion, von der die jüdische Spezifik abgetrennt ist. Gerade als jüdische – das heißt weiße – Katastrophe passt der Holocaust nicht in den sensibilisierten Rassediskurs der Gegenwart. In beiden Fällen wird der Holocaust in die amerikanischen Kulturkriege hineingezogen, auf Kosten der Erinnerung an den Holocaust selbst.