Die als Destruktionstrieb gegen das eigene Ich gerichtete Selbsterhaltung ist eine solche Gefahr, dass eben jene Wünsche und Teile des Ichs, die sich ihrem Hass aussetzen, abgespalten, projiziert und im Gegner bekämpft und vernichtet werden müssen. Da aber der Wunsch immer im Individuum selbst liegt, auch dort wo er projiziert ist, ist seine eigene Vernichtung schon mit einkalkuliert. Im Selbstmordattentäter findet der Islam, der die totale Herrschaft schon im Namen trägt, seinen extremsten Ausdruck, sein Zweck ist die restlose Liquidation von Subjekt und Objekt. Die Islamische Republik Iran, die auf staatlicher Ebene demselben Prinzip folgt und Israel mit der atomaren Vernichtung droht, will gleichermaßen deren endgültige Auslöschung – und wenn sie selbst daran zugrunde geht. Es bleibt also offen, ob Freud nicht doch recht behält mit seiner pessimistischen Bestimmung, dass alles Leben nur den Tod zum Ziel habe.
Dieser Psychologismus ist zum einen der inneren Logik der Psychoanalyse selbst geschuldet, zum anderen aber auch ihrer Position als Wissenschaft in einer Gesellschaft, die nicht primär auf das Wohl der Menschen abzielt, sondern auf möglichst effiziente Kapitalverwertung und möglichst effiziente Verwaltung ihrer Subjekte. Die Psychoanalyse und ihre Entwicklung zu verstehen heißt auch, ihre Stellung als Wissenschaft und Therapie in der sie umfassenden Gesellschaft zu begreifen. Die Abwendung von der äußeren Realität in Theorie und Praxis ist daher nicht auf einen Mangel der intellektuellen Fähigkeiten psychoanalytischer Theoretiker zurückzuführen, sondern sie ist vor allem Ausdruck einer allgemeinen gesellschaftlichen Tendenz. Nämlich der Fetischisierung des Subjekts in Zeiten, in denen demselben an sich eine immer prekärere Stellung zukommt. Das einzelne Individuum, das gesellschaftlich keine Bedeutung mehr hat, wird gänzlich auf sich zurückgeworfen und muss sich daher selbst umso größere Bedeutung zuschreiben. Diese Tendenz ergreift auch die Psychoanalyse als solche und damit auch ihre Theorie. Je mehr sie an Bedeutung verliert, desto mehr verliert sie sich in sich selbst.