Karl Löwiths Korrespondenz, die zur Herausgabe einer dringend benötigen Ausgabe ausgewählter Briefe derzeit gesammelt wird, zeigt in weiten Teilen einen leidenschaftlichen, informierten Gesprächspartner. Löwiths Briefe an Günther Anders lassen eine Haltung erkennen, die sich in Solidarität und Interesse äußert, dabei weder tiefe Sympathie, gar Freundschaft oder auch nur die vage Nähe des philosophischen Standorts zur Voraussetzung hat. So unvermittelt der Auftakt der schriftlichen Korrespondenz, so abrupt und damit folgerichtig endet das Zwiegespräch zweier Zeitgenossen, die vieles gemein haben und in mehrfacher Hinsicht verschiedener nicht sein könnten. Die auf den ersten Blick zu konstatierenden Ähnlichkeiten – die bürgerliche Herkunft und das nur angedeutete Judentum, ferner das Freiburger Philosophiestudium und das amerikanische Exil – sollte über die Differenz der Lebens- und Philosophieentwürfe nicht hinwegtäuschen.