Denn es sind wesentlich das Auge und die ihm entsprechenden Modalitäten des Sehens, die zum Modell für wissenschaftliches Erkennen, für rationale Einsicht wurden. Hören geriet im gleichen Zuge zum beiläufigen, defizitären, abgewerteten und verdrängten Sinn. Sonnemanns Gedanken zum so skizzierten Verhältnis von Sehen und Hören lassen sich mit einer Formulierung Klaus Heinrichs pointieren, der nämlich, jene etablierte Hierarchie drastisch infrage stellend, bemerkte, das für die Kritische Theorie so entscheidende Wort »Verblendungszusammenhang« sei ein »die Lichtmetapher der Aufklärung zu Grabe tragendes Wort«. Sehen nimmt im Laufe der Kulturgeschichte eine immer stärkere Tendenz zum verdinglichenden und instrumentellen Registrieren an und verbindet sich darin mit den instrumentellen und herrschaftsförmigen Aspekten im Aufklärungsprozess selbst. Aufklärung wird zu ihrem Gegenteil. Statt die Dinge besser zu sehen, sehen die Menschen gar nichts mehr. Sonnemann zufolge sind es die geistesgeschichtlich verdrängten Potentiale des Hörens, die eine kritische Gegenposition hierzu formieren könnten.