Martin Dornis

Martin Dornis

Sigmund Freuds biologischer Materialismus

Zum Verhältnis von gesellschaftlicher Natur und naturhafter Gesellschaft in der Psychoanalyse

Heft 06, Frühjahr 2015 Essay

Dem Marxschen historischen Materialismus zufolge erscheinen gesellschaftliche Verhältnisse als natürlich. Er durchdringt eine als naturhaft erscheinende Gesellschaft und entlarvt sie als menschlich gemachte, zeigt wie und warum das gesellschaftliche Sein das Bewusstsein determiniert. Individuelles Bewusstsein, dem von den Individuen, die keine sein wollen und die Identität ersehnen, hingegen ist nur psychoanalytisch zu fassen. Auf dieser Nichtidentität ist strikt zu beharren, soll das Identitätsprinzip nicht theoretisch zementiert werden, die Kritik nicht ideologisch regredieren. Freud zeigt in seinem biologischen Materialismus hingegen auf, dass in den Menschen und außerhalb ihrer ein Naturreich existiert, das sie nicht beherrschen. Bei Marx ist der Mensch als gesellschaftliches ein nicht-gesellschaftliches, daher naturhaft agierendes und bei Freud als natürliches ein nicht-natürliches Wesen.

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