Die hier kritisierte Trennung von Empirie und begrifflichem Urteil, des Datums und der Reflexion auf das Ungeheuerliche, droht den potentiell aufklärerischen Gehalt dieser Diskussion, die von der ersten Wehrmachtsaustellung und von Goldhagens Buch ausgelöst wurde, nachhaltig zu unterdrücken. Die Bestimmung des spezifischen Charakters des Nationalsozialismus – darauf haben diese beiden historischen Projekte vor 20 Jahren aufmerksam gemacht – erfordert von sich aus Elemente, die gemeinhin als Werturteile oder spekulative Reflexion verfemt werden. Die Aufgabe besteht darin, wie Friedländer formulierte, »diese Geschichte nach allen Regeln strengster Wissenschaft« zu schreiben, »ohne das anfängliche Gefühl der ›Fassungslosigkeit‹ zu unterdrücken, das diese Geschehnisse auslösen.« Zugleich bedarf es der Anstrengung der Vernunft, sich zur Unversöhnlichkeit gegen Terror und Ideologie von Nationalsozialismus und Antisemitismus zu verhärten.