Karl Pfeifer

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Zionisten zur arabischen Frage

Einige noch immer notwendige Stichworte

Heft 22, Sommer 2023 Parataxis

Bereits am Tag nach dem Teilungsbeschluss der Generalversammlung der UNO am 29.11.1947 haben arabische Banden jüdische Zivilisten ermordet. Die darauffolgenden bürgerkriegsähnlichen Zustände führten zur Flucht von zehntausenden Arabern, viele von ihnen waren Einwanderer oder deren Nachkommen. Einige der lautstärksten arabischen Palästinenser waren und sind Nachkommen von Einwanderern, was man an ihren Familiennamen wie al Masri oder Hourani usw. erkennen kann. Laut dem Bericht des United Nations Special Committee on Palestine (UNSCOP), der am 3.9.1947 der Generalversammlung der UNO vorgelegt wurde, lebten 1922 486.177 Muslime in Erez Israel, 1946 waren es bereits 1.076.783, d.h. 121 Prozent Zuwachs. In keinem anderen Land der Region gab es damals eine derartige arabische Einwanderungsbewegung. Das wird von den »Israelkritikern« konsequent verschwiegen.

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Erinnerungen an Albert Memmi (1920–2020)

Heft 17, Winter 2021 Parataxis

1949 zog Memmi die tunesische Unabhängigkeitsbewegung zurück in sein Heimatland, vom Universalisten wurde er graduell zum tunesischen Nationalisten und zum Mitbegründer des Magazins Jeune Afrique, dessen Kulturrubrik er mehrere Jahre redigierte. Doch seine Liebe für sein Heimatland wurde nicht erwidert. Nach der Unabhängigkeit 1956 wurde sehr bald der Islam offizielle Staatsreligion, das Erziehungssystem arabisiert und man ließ die Juden wissen, dass sie nicht erwünscht waren. Obwohl »wir da waren vor dem Christentum, und lange vor dem Islam« protestierte Memmi, wurden sie nicht als echte Tunesier betrachtet. Im neuen Staat machte eine Serie von antijüdischen Verordnungen den armen Juden die Existenz fast unmöglich. Memmis Hoffnungen auf eine laizistische, multikulturelle Republik gleicher Bürger wurden zerstört. Das hat ihn tief verwundet: »Der Grund, dachten wir, ist fest, doch er wurde uns unter den Füßen weggezogen.« Er brachte es so auf den Punkt: »[Tunesiens Präsident] Burgiba war vielleicht niemals judenfeindlich, aber seine Polizei kam immer zu spät, wenn die Geschäfte der Juden geplündert wurden.« Memmi und andere jüdische Intellektuelle mussten erkennen, dass sie sich geirrt hatten und die einfachen, zumeist religiösen Juden, die wenig Vertrauen in ihre muslimischen Nachbarn aufbrachten, Recht behalten sollten. Der Fehler der Intellektuellen, argumentierte er, war ihr Beharren darauf, dass sie nur Tunesier seien und ihr Vertrauen, dass ihre muslimischen Mitbürger sie als solche anerkennen werden.

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Ärarische Geschichtsfälschung in Ungarn

Heft 14, Frühjahr 2019 Parataxis

Gegen Heisler, der Orbán zum Vorwurf macht, die Rehabilitierung Horthys voranzutreiben, hatte kurz vor seiner Israel-Reise die ungarische Wochenzeitschrift Figyelö eine antisemitisch gefärbte Attacke geritten: Sie überschüttete den Vertreter der größten jüdischen Gemeinde Ungarns mit unbegründeten Korruptionsvorwürfen und bildete ihn auf der Titelseite ab, wo um sein Konterfei Geldscheine wirbeln. Eigentümerin von Figyelö war übrigens bis vor kurzem Mária Schmidt, die sich auch als Verlegerin betätigt. Wie zahlreiche andere Besitzer ungarischer Print- und elektronischer Medien brachte auch sie als Zeichen der Staatstreue ihr Blatt in die jüngst im Sinne der Regierung gegründete »Mitteleuropäische Stiftung für Medien und Presse« ein (FAZ vom 4. Dezember 2018). Heisler sprach ferner dem Rabbiner Slomó Köves, der mit einer Arbeit über die ungarisch-jüdische Geschichte im neunzehnten Jahrhundert promoviert wurde, die nötige Kompetenz für die Mitgestaltung der geplanten Schau im »Haus der Schicksale« ab.

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Spartakus gegen Zion

Heft 12, Frühjahr 2018 Parataxis

Eine ähnliche ›moral insanity‹ kennzeichnete das Verhältnis der meisten Trotzkisten zum Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust. Leo Trotski gab bereits 1940 den Ton vor, als er erklärte: »›Aber ist bei den jetzigen Bedingungen die Arbeiterklasse nicht verpflichtet, den Demokratien in ihrem Kampf gegen den deutschen Faschismus zu helfen?‹ So wird von breiten kleinbürgerlichen Kreisen gefragt, für die das Proletariat immer nur ein Hilfswerkzeug der einen oder anderen Fraktion der Bourgeoisie bleibt. Wir lehnen diese Politik mit Empörung ab. Natürlich besteht ein Unterschied zwischen den politischen Regimes in der bürgerlichen Gesellschaft, genauso wie es einen Unterschied im Komfort zwischen den verschiedenen Wagen eines Zuges gibt. Aber wenn der ganze Zug dabei ist, in einen Abgrund zu stürzen, verschwindet der Unterschied zwischen der niedergehenden Demokratie und dem mörderischen Faschismus angesichts des Zusammenbruchs des gesamten kapitalistischen Systems.« Trotzki sah letztlich keinen Unterschied zwischen Großbritannien, das von den USA unterstützt wurde, und Nazideutschland.

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Zionistische Praxis: Die Bricha

Heft 11, Herbst 2017 Essay

Bricha war nicht nur der hebräische Name für diese Flucht, sondern auch die Bezeichnung der Organisation, die sehr bald die Flucht organisierte. Diese umfasste ca. 250 000 Juden aus Osteuropa, die mit der Haapala, der illegalen Einwanderung in der Zeit von 1944 bis zur Gründung des Staates Israel am 15. Mai 1948 nach Erez Israel gelangten. Die allermeisten waren Überlebende der Shoah. Antisemitismus war nur zum Teil Auslöser der Bricha. Denn auch der schlimmste Nachkriegsantisemitismus war etwas anderes als die Bestrebung der Nazis, die Juden zu vernichten. Das Motiv der Bricha war nicht zuletzt eine Vorstellung, wie man sein zukünftiges Leben gestalten wollte. Man flüchtete nicht mehr vor dem sicheren Tod, sondern wollte ein neues Leben beginnen.

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Die Juden der arabischen Welt: eine verbotene Frage

Heft 11, Herbst 2017 Parataxis

Natürlich bringt Georges Bensoussan auch Beispiele von Ausnahmen, von Freundschaften zwischen Muslimen und Juden, doch widerlegt er mit vielen Fakten das Märchen von einer arabisch-jüdischen Symbiose, das bis heute ein Axiom der kulturellen Linken und der Islamisten ist. Er erinnert daran, dass der Hamburger Historiker Matthias Küntzel einen Vortrag an der britischen Universität Leeds halten sollte – Die Erbschaft Hitlers: der muslimische Antisemitismus im Nahen Osten. Aufgrund von Protesten muslimischer Studenten musste der Titel geändert werden in Die Nazi-Erbschaft: der Export des Antisemitismus in den Nahen Osten. Doch bis heute werden die von Arabern begangenen Pogrome in den kolonialen Territorien des Maghreb während der Herrschaft des Vichy-Regimes verschwiegen. Die meisten Fälle von Gewaltanwendung gegen Juden gingen von Muslimen aus, die keine Verbindungen zur extremen Rechten oder der Kolonialmacht hatten.

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Der Fall Bensoussan

Heft 10, Frühjahr 2017 Parataxis

Am 7. März 2017 wurde der französische Historiker Georges Bensoussan in Paris vom Gericht freigesprochen. Dem Direktor des Pariser Mémorial de la Shoah und Autor wichtiger Bücher wurde »Provokation zum Rassenhass« vorgeworfen, weil er in einer vom Philosophen Alain Finkielkraut moderierten Sendung am 10. Oktober 2015 folgende Sätze sagte: »Die Integration ist steckengeblieben. Heute haben wir es mit einem anderen Volk zu tun, das sich innerhalb der französischen Nation gebildet hat, das eine Anzahl von demokratischen Werten, die uns vorwärtsgebracht haben, zurückdrängt. … Diesen virulenten Antisemitismus … kann man nicht stillschweigend gewähren lassen. Es gibt einen algerischen Soziologen, Smain Laacher, der mit großem Mut in einem Film von France 3 gezeigt wurde, und der sagte, ›es ist eine Schande, dieses Tabu aufrechtzuerhalten, zu wissen, dass in den arabischen Familien in Frankreich – und die ganze Welt weiß es, aber keiner will es sagen – man den Antisemitismus mit der Muttermilch einsaugt.‹«

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