»Ein von Ressentiments genährter, griesgrämiger Antizionismus hat Hannah Arendt die enttäuschendsten Seiten inspiriert«, die man in ihrem Bericht vom Eichmann-Prozess in Jerusalem finden könne. Manès Sperbers Wortwahl in einem zunächst in der französischen Zeitschrift Preuves und im Mai 1964 in deutscher Übersetzung in dem in Der Monat erschienenen Essay mit dem Titel Churban oder Die unfaßbare Gewissheit war alles andere als zurückhaltend. Sperber meldete sich damit in einer Debatte zu Wort, die insbesondere in den Vereinigten Staaten seit der Veröffentlichung des zunächst im New Yorker als Artikelreihe publizierten Berichts lief. Die heftigen Kontroversen, die sich vor allem um Arendts Darstellung der Judenräte und ihre Ausführungen zur vermeintlichen Banalität der Figur Eichmann drehten, sind minutiös aufgearbeitet, die Sekundärliteratur füllt ganze Regalbretter. Die Kritik des »Marxisten und Humanisten« (Jean Améry) Sperber an Arendt dagegen ist wenig bekannt und spielt auch in der deutschsprachigen Forschung bis heute kaum eine Rolle.