Geht man, wie Adorno, der ›Spur von altem Leiden‹ nach, offenbart sich im »archaischen Schweigen von Pyramiden und Ruinen … das Echo vom Lärm der Fabrik«. Der Bezug der Roten Khmer auf Angkor verdeutlicht die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben und Tod des Einzelnen. Denn der Bau Angkor Wats war, wie Jan Myrdal hervorhob, »davon abhängig, daß die Mehrzahl des Volks als vernunftlose Tiere galt.« Im Gegensatz zu anderen sozialistischen Bewegungen zierten das Banner der Roten Khmer nicht Hammer und Sichel, sondern der große Tempel von Angkor. Während Hammer und Sichel, die als politisches Symbol für die Einheit von Arbeitern und Bauern, Stadt und Land standen, auf ›lebendige Arbeit‹ verwiesen, die es von der kapitalistischen Entfremdung zu befreien galt (was auch immer man sich darunter vorstellte), sind die Tempel ein Symbol ›toter Arbeit‹, bei dem jegliche, wenn auch ideologische, Befreiungsperspektive zugunsten des nationalen Mythos von totaler Mobilisierung und Aufopferung kassiert worden ist. Da das von der Herrschaft angeeignete Mehrprodukt keine Rolle spielt, wird Angkor zum Symbol einer Produktion um der Produktion willen.