Während im Saal das Gespenst des in der Bundesrepublik angeblich virulenten Faschismus beschworen wurde, versuchte Améry, unterstützt von Hilsenrath, unendlich behutsam eine Differenzierung: zwischen den dreißiger und den siebziger Jahren, aber auch zwischen italienischem Faschismus und deutschem Nationalsozialismus – eine Unterscheidung, die im lautstarken Unmut des ungeduldigen Auditoriums unterging. Auch Martin Walser, der gerade, in seiner Bergen-Enkheimer Rede, die »Wunde« entdeckt hatte, die deutsche Wunde: »Wie alle haben auf dem Rücken den Vaterlandsleichnam, den schönen, den schmutzigen, den sie zerschnitten haben, daß wir jetzt in zwei Abkürzungen leben sollen« – auch Martin Walser opponierte gegen Améry: »Warum machen Sie jetzt diesen Unterschied? Was bringt das? Ich meine, es muß irgendein Motiv haben. Haben Sie nun ein höchstes historisches Empfinden, daß das ganz sauber getrennt werden muß?« Améry saß mit verstörtem, schwermütig resigniertem Gesicht. Er verstummte zunehmend in dieser Diskussion, in der zum Schluss nur noch Walser und Chotjewitz das Wort führten.