Die Rue des Ecouffes, während des Krieges leergemordet, ist heute von zugeflüchteten nordafrikanischen Juden bevölkert. Sie vertragen sich schlecht mit den europäischen. Nach zweitausend Jahren Wanderung durch so verschiedene Welten sind sie sich fremd geworden. Vor meinem Hause stoßen beide Wege aufeinander. Der Wirt unten im Erdgeschoß, Simon, hat guten Willens afrikanische und jiddische Lieder auf seine Tonbänder gespult; es hat ihm eher geschadet. Er fegte vor seiner Tür, als ich einzog. Ich wies auf die drei Fenster über uns, die nun mir gehörten. »Gekauft«, fragte er ungläubig, »wirklich gekauft, die Mauern, alles, gekauft?« Auch Jimmy, der algerische Schwarzhändler, konnte es nicht fassen: »Wie konntet Ihr nur in dieses Viertel ziehen?« Viele fragten es sich, es sprach sich schnell herum. Der erste der Wechsler glaubte wahrscheinlich, wir hätten aus der Welt flüchten wollen, und beruhigte uns schon am zweiten Tage wie ein Dorfältester: »Hier werdet Ihr ruhig leben können. Niemand wird Euch zu nahe treten.« Der zweite, der auch goldene Uhren vertrieb, und Joshua, der ordenbeladene Fallschirmlegionär, vermuteten scheint’s, die geschichtliche Bedeutung des Marais habe uns verleitet: noch in derselben Woche versicherten sie mir, die Wirtschaft sei früher Buchhandlung und Anschrift des ›Bund‹ gewesen, und Trotzky habe zeitweilig über der Küche geschlafen.