Christoph Hesse / Doron Rabinovici / Gerhard Scheit

Christoph Hesse / Doron Rabinovici / Gerhard Scheit

Der Letzte der Ungerechten

Eine Diskussion zum Werk Claude Lanzmanns

Heft 04, Frühjahr 2014 Parataxis

Doron Rabinovici: Jetzt kann man darüber diskutieren, wie der eine und wie der andere gehandelt hat, und man kann darüber diskutieren, was es für Strategien des Überlebens gab, und wie sie alle scheiterten, wie sie alle scheiterten, weil eben Millionen umgebracht worden sind. Das Erstaunliche ist, dass das Scheitern nicht die Schuld der Ermordeten oder der Überlebenden ist. Und einer der entscheidenden Vorwürfe, die ja auch hier im Film durchscheinen, ist … Murmelstein wird letztlich vorgeworfen, dass er nicht tot ist. Das heißt, auch in der anti-nazistischen Sicht wirkt das Verdikt der Nazis durch: »Nur der tote Jude ist der gute Jude.« Nur das perfekte Opfer wird von uns Anti-Nazisten, Anti-Nazis, Antifaschisten wirklich als wertvoll erachtet. An dem können wir sehen, was passiert ist. Wenn jemand überlebt hat, dann stimmte irgendwas nicht, und deswegen bekamen auch die sowjetischen Gefangenen in den Lagern, die überlebt hatten, zunächst einmal einen Prozess, weil man sie gefragt hat, »Wie war’s denn eigentlich möglich, dass ihr überlebt habt?«

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