Der Unsinn, die musikalische Welt in Tradition und Moderne aufzuspalten und womöglich das eine gegen das andere auszuspielen, ist wenigstens theoretisch längst überwunden. Trotzdem wird monoton wiederholt, daß zum Beispiel ein Pianist, der Stockhausen spielt, keinen Schubert bewältigen kann, daß die neue Musik die Stimmen ruiniere – als ob eine Quinte oder Dezime bei Mozart etwas anderes sei als der gleiche Intervallschritt bei Webern – oder daß man allenfalls vom »Tristan« aus dem frühen Schönberg begreifen könne, aber nicht umgekehrt Schumann und Beethoven näherkommen, weil man etwas von Neuer Musik weiß. Gegen diesen Stumpfsinn zog Adorno besonders gern zu Felde und sah es mit grimmiger Genugtuung, wenn er andere ebenfalls dazu anstiften konnte.