Marcel Reich-Ranickis Frage nach den Folgen von Walsers antisemitischen Tabubrüchen lässt sich heute beantworten: Walser ist aus dem Schneider. Die deutsche Presse, die 2002 in ihren Urteilen noch uneins war, steht mittlerweile einhellig auf Seiten Walsers. Selbst die Frankfurter Allgemeine, deren Literaturressort Reich-Ranicki jahrzehntelang geleitet und die 2002 mit Walser gebrochen hatte, veröffentlicht nach der Versöhnung mit diesem am offenen Grab von Joachim Fest, der Walser, darin bestand seine postume Rache an seinem Erzfeind Reich-Ranicki, zu seinem Grabredner bestimmt hatte, seine Romane wieder als Vorabdruck – Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Nirgends wird mehr in der Presse an Walsers Exzesse von Judenhass erinnert, er ist zur sakrosankten Person erklärt worden. Das lässt nur den Schluss zu, dass sich seine Positionen allenthalben durchgesetzt haben.