Genauer besehen spannt sich nun die liberalistische Kritik der Gewalt, welche »das Politische als eine Sphäre der ›erobernden Gewalt‹ zu annihilieren sucht«, für Schmitt zwischen zwei Polen auf: »In einer überaus systematischen Weise umgeht oder ignoriert das liberale Denken den Staat und die Politik und bewegt sich statt dessen in einer typischen, immer wiederkehrenden Polarität von zwei heterogenen Sphären, nämlich von Ethik und Wirtschaft, Geist und Geschäft, Bildung und Besitz.« Zwischen Geld und Geist also mutieren alle politischen Begriffe und werden ihres spezifischen Sinns beraubt. Derart hat der Liberalismus ein »ganzes System entmilitarisierter und entpolitisierter Begriffe« entstehen lassen. So wird aus der klaren Unterscheidung von Krieg und Frieden »die Dynamik ewiger Konkurrenz und ewiger Diskussion«, aus dem »politisch geeinten Volk« wird im ökonomischen Sinn »teils ein Betriebs- und Arbeitspersonal, teils eine Masse von Konsumenten«, im ethischen Sinn ein »kulturell interessiertes Publikum«. Zuletzt wird durch den Liberalismus auch der Staat entpolitisiert: »Der Staat wird zur Gesellschaft«. Als solche steht er nur noch für ein einheitliches Wirtschaftssystem und für eine »ideologisch-humanitäre Vorstellung von der ›Menschheit‹«, nicht aber für die politische Einheit. All das, eine Wirkungsentfaltung von Geld und Geist – warum? Warum ist die Entpolitisierung für Schmitt wesentlich von diesen Polen des Liberalismus bestimmt?