Harmonieglaube statt Dialektik der Aufklärung

Klaus Heinrich bezieht sich mit seinem Bündnisbegriff auf die Bundesvorstellung im Alten Testament, wie sie sich im Kampf des Judentums gegen einen Menschenopfer fordernden Gott herausbildet. Der Gott der Propheten verbietet mit dem Ruf: »Gerechtigkeit, nicht Opfer!« die Opferkulte und begibt sich stattdessen in Form des Bundes in ein Vertragsverhältnis mit dem Menschengeschlecht. Er wird so zu einem »Triebgrund der Wirklichkeit«, der nicht Gefolgschaft durch Willkür, Blutsbanden und Verschuldung verlangt, sondern der durch das Bündnis die Transformation des unberechenbaren Schicksals in einen, trotz der Zweideutigkeit und Unbeständigkeit der Wirklichkeit, vernünftigen Geschichtsprozess verspricht, der an der Möglichkeit von Versöhnung festhält und daher auf Aufschub, Schonung und nicht aufs Ende zielt. Heinrich akzentuiert seinen Bündnisbegriff auch gegen den der Komplizenschaft. Die griechische Philosophie verhandelt er unter dem Aspekt der Komplizenschaft mit dem Schicksal. Die freiwillige Unterwerfung unter das, was man als mächtig und erhaben über die brüchige Wirklichkeit erkannt hat, soll immun machen gegen Enttäuschung und Erschütterung. Die Angst vor Verlust der Immunität ist die Angst des Komplizen vor der Verwundbarkeit der Mächte, denen er sich unterworfen hat. Dagegen ist die Drohung, »die über den Menschen steht, mit denen Gott den Bund geschlossen hat, der Bruch des Bundes« – und nicht die brüchige Wirklichkeit. Das Brechen des Bundes bedeutet »die Opferung des zweideutigen Lebens, an dem auch der Opfernde teilhat, für das unlebendig Eine, das unter der Vorgabe, Leben zu retten, Leben zerstört.« Und die Angst der Bündnispartner ist daher jene, dass nach Verrat und Bruch die Versuche neuerlicher Verbindlichkeit nichts mehr fruchten.

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